Bild: Michael Schick

Wenn die Zuwendungen der Altenhilfe kommen, legt das Ehepaar immer etwas zurück „für die Beerdigung“. Noch ist das Sterben keine Option, doch Lilo T. und ihr 79-jähriger Mann wollen vorbereitet sein.

„Wir sind dankbar, wie es gerade ist“, so die in Frankfurt aufgewachsene und heute mit ihrem Mann in einer Eschborner Seniorenwohnanlage lebende Frau. Und: „Wir boxen uns gemeinsam durch.“

Die Rente des Paars summiert sich auf rund 800 Euro pro Monat – seit 2018 verstärkt ein Grundsicherungsbetrag die Habenseite. „Uns bleiben monatlich maximal 400 Euro, die wir für das tägliche Dasein aufbrauchen“, so die 75-Jährige.

Was den Kühlschrank füllt, stammt aus der Angebotspalette der Discounter. Die benötigte Kleidung wird vornehmlich im Secondhand-Laden gesucht. „Wir sparen, wo wir nur können.“

1947 in der Mainstadt zur Welt gekommen, erlebt Lilo T. unter dem Regiment des Stiefvaters eine strenge Erziehung. Zeitweilig lebt das Mädchen bei der Tante im Westend. Schon früh absolviert sie eine Lehre zur Parfümerieverkäuferin, mit 17 heiratet sie ihren ersten Ehemann, zwei Kinder komplettieren alsbald die junge Familie.

Nach sieben Jahren wird die zerrüttete Ehe geschieden, Mutter mitsamt Sohn und Tochter müssen sich fortan „durchwurschteln“. Ihr heutiger Mann bereichert ab 1974 ihre Existenz. Er wickelte als Selbstständiger Umzüge und Haushaltsauflösungen ab.

Eine Vielzahl verschiedener Adressen prägen die Jahre der Unternehmung, von Frankfurt-Nied geht es nach Bayern und zurück ins Hessenland, weiter nach Kelkheim, nach Steinbach. „Es wurde“, so die Seniorin im Rückblick, „immer enger“. Kaum noch zu bezahlen waren die Mieten für Lagerplätze und Hallen. „Ja, wir haben zu wenig an unsere Rente gedacht.“

Sechs Jahre lang arbeitete sie noch in einem Altenheim und betreute Demenzkranke – dann „waren die Knochen kaputt“. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters findet sie keinen Job mehr, das Thema Altersarmut wird bittere Realität.

Obwohl es heutzutage wenig Kontakt zu den Kindern gibt, ist das Ehepaar keineswegs einsam: „Wir verkriechen uns nicht.“ Auch Herzinfarkt, Vorhofflimmern und Krebsbehandlung lassen keine Hoffnungslosigkeit aufkommen.

Seit drei Jahren ist die Altenhilfe der Frankfurter Rundschau eine unverzichtbare Stütze. Lilo T., die sich zuerst geschämt hat, eine Unterstützung in Anspruch zu nehmen, lässt ihrer Emotion freien Lauf. „So viel wurde uns bereits geholfen!“

Sie und ihr Mann seien von Herzen froh. Ob es im nahenden Dezember für neue Matratzen reichen wird, bleibt allerdings noch abzuwarten. Olaf Velte