Bild: Hans-Georg Kumpfmüller

In seinem Leben hat Ingo Sch. (Name geändert) manche Notlage erlebt. Und auch im Alter ist er nicht verschont geblieben: Seine Existenz als Rentner wird von der Grundsicherung bestimmt.

„Eine gute Rente? Ich habe im Leben nicht an die Zukunft gedacht“, räumt er rückblickend ein und sagt dann lächelnd: „Dass ich schon 70 bin, kann ich eigentlich nicht fassen.“

Aber er blickt auch dankbar zurück: „In meinem Leben gab es immer wieder Menschen, die mir im richtigen Moment geholfen haben.“

Es habe auch die Jahre gegeben, in denen er mit seinem Lebenspartner eine gute Zeit verbrachte. Aber der Mann sei wegen Aids dem Tod geweiht gewesen, den er nach zehn Jahren Kampf verloren habe. Ingo Sch. erkrankte nicht an HIV.

Dass er als Schüler seinen Eltern – beide seien knallhart in der Erziehung gewesen – offenbarte, dass er homosexuell sei, sei für diese ganz schlimm gewesen. „Für sie ist eine Welt zusammengebrochen.“ Sch. war klar, dass er nach der Volksschule keine höhere Schule besuchen durfte und für die Lehre aus seinem Heimatort bei Weilburg weg musste.

Seine Neigung zum Künstlerischen zum Beruf zu machen, das sei ausgeschlossen gewesen. „Als Schwuler in einem Dorf groß zu werden, war damals schrecklich. Ich fühlte mich wie in einem Gefängnis“, sagt Sch. heute.

Nach der Ausbildung zum Schaufenstergestalter beging er „Landflucht nach Frankfurt“. Dort übernahm er nach einer kurzen Angestelltenzeit einen Gardinenladen, den er bis Ende der 90er Jahre betrieb.

Ein paar Jahre zuvor war sein Partner erkrankt, um den er sich dann kümmerte. Jeder medizinische Strohhalm wurde ergriffen, um die HIV-Infektion zu besiegen oder zumindest im Schach zu halten, berichtet er.

Seine Lebensarbeitszeit war zu kurz für ausreichende Rente, die Rücklagen waren schnell aufgebraucht. Heute muss Sch. mit wenig Geld den Alltag meistern.

Jede Abwechslung bereitet ihm Freude. „Die von der FR Altenhilfe alljährlich gebotene Schifffahrt auf dem Main liebe ich. Die ist so gesellig. Einmal habe ich sogar eine frühere Bekannte wiedergetroffen.“

Den Spender:innen sei er sehr dankbar. „Mit der Zuwendung von der Altenhilfe kann ich mir mal etwas besseres Essen kaufen“, sagt Sch. Detlef Sundermann