Bild: Rolf Oeser

Die Stimme von Elisa F. (Name geändert) scheint keiner 82 Jahre alten Frau zu gehören. Und auch ihre Worte verraten ihr Alter nicht.

Vielleicht, weil sie schon früh resolut ihr Leben selbst in die Hand nehmen musste. „Ich habe immer geackert, mein ganzes Leben lang“, sagt F. ohne ein Klagen im Ton.

Deshalb jammere sie nicht, dass sie für ihre günstige Wohnung täglich die Treppen bis in den vierten Stock nehmen müsse, weil es im Haus keinen Aufzug gebe.

Nicht nur zum Einkaufen muss sie die Stufen hinab und hinauf, sondern auch weil sie ihrem kranken Sohn bei der einen oder anderen Hausarbeit zur Hand geht. Eine Vorerkrankung und seine schwere Arbeit haben seiner Gesundheit dauerhaft geschadet.

Als junge Frau erlebte F. eine traumatische Ehe in der „Neuen Welt“. Als sie einmal wieder ihre Eltern besuchte, beschloss sie, dem Schrecken ein Ende zu setzen. „Ich blieb mit meinem Sohn einfach in Deutschland und fuhr nie wieder in die USA zurück“, sagt sie.

Als alleinerziehende Mutter baute sich Elisa F. ihre Existenz neu auf. Sie arbeitete als Bedienung im Gastgewerbe. „In diesem Beruf musste man ziemlich viel aushalten, das wollte ich mir nach mehr als 20 Jahren nicht mehr antun“, sagt die Sachsenhäuserin. Sie fand für einige Jahre eine Stelle in einer Bäckerei, bis die Inhaber das Geschäft aufgaben.

„Danach bin ich ständig zum Arbeitsamt gerannt, um wieder einen Job zu kriegen. Aber wenn ich dann mit dem Zettel in einen Betrieb kam, war der Job schon weg, oder es hieß, ich sei zu alt“, erzählt F. „Und dann kam die Grundsicherung.“

F. lebt heute mit den Dingen, die sie sich zu besseren Zeiten angeschafft hat, und sie näht selbst ihre Kleidung und die Gardinen. „Ich bin sehr gut in Handarbeit“, sagt sie. Von dem wenigen Geld, das sie fürs Leben erhält, zweigt sie etwas als Rücklage ab, wenn es die Ausgaben eines Monats zulassen.

F. erhält seit 2011 zu Ostern und Weihnachten eine Zuwendung von der FR-Altenhilfe. „Ich freue mich jedes Mal auf das Geld.“ Natürlich will sie auch diesmal den Zuschuss auf die hohe Kante legen, falls etwa die Waschmaschine ihren Geist aufgeben sollte oder etwas Wichtiges benötigt werde.

„Schulden, um was zu kaufen, habe ich nie gemacht und mache sie auch jetzt nicht“, sagt die alte Dame. Detlef Sundermann