Bild: Renate Hoyer

„Ich falle einfach mal um.“ Alleine kann Nora B. nicht mehr das Haus verlassen, selbst ein Rollator bietet keine Sicherheit.

Unregelmäßige Schwindelanfälle und eine verminderte Sehkraft belasten das Dasein der 69-jährigen Frau auf das Unangenehmste. Wie auch die finanzielle Knappheit: „Nach Abzug aller Kosten bleiben von Rente plus Grundsicherung knapp 200 Euro im Monat.“

Für die seit sieben Jahren in einem Maintaler Hochhaus wohnende Seniorin ist es ein Glück, vom Sohn und dessen Freundin bei der täglichen Versorgung unterstützt zu werden. Eigenständig einkaufen kann sie schon lange nicht mehr. „Auch die Nachbarn sind hier sehr nett.“

Viel zu selten lässt sich jedoch ein Treffen mit den drei Geschwistern arrangieren. Dass Nora B. nun ständig auf „andere Leute angewiesen“ ist, macht ihr Kummer: „Das wollte ich nie.“

Früher sei sie über Jahrzehnte selbstständig gewesen, erzählt die Frau, die in Frankfurt geboren ist – „in der Löwegass’ zu Bornheim“ – und das Handwerk der Köchin erlernt hat. Kaum im Beruf, stehen Heirat und die Geburt eines Kindes ins Haus.

Zu Beginn der 80er Jahre pachtet sie mit ihrem Mann eine Gaststätte in Oberreifenberg. Nach wenigen Jahren endet das Vorhaben mit einem Scherbenhaufen: „Mein Mann hat das Geld mit seinen Kumpels und anderen Frauen durchgebracht.“

Schläge und Drohungen bestimmten zudem den Alltag. Das Scheitern der ersten Ehe verhindert die darauffolgenden Heiratswünsche nicht: „Ich hatte insgesamt vier Männer – und alle waren mies.“ Sie flieht ins Frauenhaus, erfährt krankhafte Eifersucht und immer wieder Gewalt.

Eine Konstante bleibt das Gastgewerbe. Ein gepachtetes Wirtshaus in Groß-Gerau ist auf Busreisen spezialisiert, in einer Bockenheimer Schenke werden die Menschen des Stadtquartiers bedient. „Ach, ich habe alles versucht, um Geld zu verdienen.“

Bevor die Gesundheit nicht mehr mitmacht, wird eine Bäckerei zum letzten Arbeitsplatz. Damals, sagt die 69-Jährige, habe sie in Frankfurt gewohnt und einen Garten bewirtschaftet. Heute („Sonst hatte ich immer Hunde“) leistet ihr eine Katze „wunderbare Gesellschaft“.

Seit diesem Jahr gehört Nora B. zur Gemeinschaft der Altenhilfe. Eine neue Brille hat die Frühjahrszuwendung bereits ermöglicht, weitere Anschaffungen sollen folgen. Die Leselupe ist mittlerweile ebenso schadhaft wie die Waschmaschine.

Den Spendern der Altenhilfe ist sie dankbar verbunden: „Als Wirtin habe ich auch immer gespendet.“ Olaf Velte