Wenn man mit Magnus P. so dahin und daher plaudert und ihn dabei nicht sieht in seinem Stuhl, aus dem er kaum noch hochkommt, könnte man denken, er wäre locker 20 Jahre jünger.
Ein echter Dampfplauderer, dieser gelernte Uhrmacher aus Kärnten. Um keinen flotten Spruch verlegen, schon gar nicht, wenn es um die Frauen geht, die sein Leben aufgemischt haben. Oder „die mich verhaftet haben“, wie er es ausdrückt.
In Frankfurt hat er den größten Teil seiner Lebenszeit verbracht. An den Main kam der Österreicher mit knapp 30 Jahren nach einem Umweg über die Schweiz. Das passt zum Uhrmacher, er wollte dazulernen in seiner Profession, da lag die Schweiz natürlich perfekt auf dem Weg.
„Filigrane Arbeit“ in seinem Fach hat er da gelernt, der Geselle aus Kärnten, später kam auch noch Medizinelektronik dazu, da ging es um elektrische Skalpelle und die „vielen schönen Bohrer, die Sie vom Zahnarzt kennen“.
Im November wird Magnus P. seinen „Achtzigsten“ feiern, wenn ihm eine bevorstehende Knie-OP und eine weitere Operation an der Bandscheibe keinen Strich durch die Rechnung machen. Erst „mit einer Dame“, dann noch mit einem Freund. Eine Knie- und eine Hüftprothese hat er schon, „im Knie ist bei mir ’ne Schraube locker“, sagt er. Und lacht.
Einen „Spiralbruch“ im Sprunggelenk durch einem Fahrradunfall hat Magnus P. überstanden, fünfmal war er da im Krankenhaus, weil irgendwann ein Keim bei der Wundheilung dazukam. Da habe er Glück gehabt, einem Bettnachbar im Krankenhaus musste deswegen ein Bein amputiert werden.
Die Frauen übrigens hätten solcherart Kampfspuren und Ersatzteile am Körper stets bestaunt. Auch da hat er eine klare Philosophie. Je älter der Mann werde, desto jünger müsse die Frau sein, also in Relation. Zwei Ehen samt teurer Scheidung und eine gleichwertige lange Beziehung zählt er da auf, die Altersdifferenz sei von vier Jahren auf 20 Jahre angewachsen.
Drei Kinder gehören zu seinem Nachlass, die beiden Söhne hätten „kein Interesse am Papa“, die Tochter lebt mit den Enkeln in Österreich und kommt immer mal wieder vorbei.
Ein weiterer Kollateralschaden am Körper hat den Uhrmacher in Magnus P. ins Abseits gestellt. Da hat er für einen Freund in einer Disco an drehbaren Spiegeln für Laserfiguren gefriemelt und zu viele Laserstrahlen Richtung Auge abbekommen.
Die Rente reicht nicht zum Leben in Bornheim, ohne soziale Unterstützung geht es nicht, seit geraumer Zeit ist Magnus P. auf Pflegestufe 1 positioniert. Dreimal im Monat kommt eine Hilfe in die Wohnung, auch ein Freund unterstützt den ehemaligen Kampfsportler, der es im Judo bis in die Oberliga gebracht hat.
Die seit 2017 zweimal jährliche Unterstützung der FR-Altenhilfe nimmt er dankbar an. Es sind Feiertage, wenn mal genug in der Kasse ist für einen Besuch im Restaurant, Theater oder Kino. Jürgen Streicher