„Wir haben eine schlimme Zeit durchgemacht, mein Mann wurde sogar depressiv“, erzählt Anke D. (Name geändert) vom Übergang aus der Berufszeit in den Ruhestand.
Damals hatten sie ihren Betrieb verkauft – doch noch heute bestehe ein Vollstreckungstitel gegen den Käufer, von dem jedoch nichts zu holen sei. „Man kann der Sache aber auch nicht ewig nachtrauern“, sagt sie und fügt mit Bestimmtheit hinzu: „Wir sind trotzdem zufrieden.“ Die kleine Rente müssten sie allerdings mit Grundsicherung aufstocken.
Anke D. kam in Frankfurt zur Welt, nach der Volksschule absolvierte sie bei einem großen Autozulieferer eine Ausbildung zur Teilzeichnerin. „Den Beruf habe ich jedoch nie ausgeübt. Ich hatte früh geheiratet und schon bald kam das erste Kind.“
Einen Betreuungsplatz gab es nicht, und die Großeltern seien früh verstorben, also habe sie erst mal zu Hause bleiben müssen. Erst für das zweite Kind habe sich eine Tagesmutter gefunden.
Nur Hausfrau aber wollte D. nicht sein. „Ich habe auch während der Erziehungszeit gearbeitet, wenn es ging, etwa in einer Bäckerei“, sagt die 71-Jährige. Bis zur beruflichen Selbstständigkeit habe ihr Mann als Handwerker in mehreren Sparten gearbeitet, sogar als Dachdecker. „Wir haben immer geschafft wie die Blöden“, bricht es aus D. hervor.
Mit einer Kleinspedition, zwei Lastwagen und ein paar Angestellten, begann das Unternehmertum der Eheleute. Anke D. „drückte abends noch mal die Schulbank“, um sich auf die Lizenzprüfung bei der IHK vorzubereiten und führte danach das Büro. „Von dem Verdienst blieb nicht viel übrig, um es für die Rente zurückzulegen. Das Geld benötigten wir für Löhne und Fahrzeugkosten.“
Ihren Ruhestand wollten sie mit dem Verkauf des „gut laufenden Betriebs“ sichern, doch der Nachfolger habe das Unternehmen binnen kurzer Zeit an die Wand gefahren und die vereinbarten Kaufpreisraten schon bald nicht mehr überwiesen.
Seit 2016 erhalten die D.s Zuwendungen von der FR-Altenhilfe. Dank derer können sie sich eine Fahrt an den Bodensee leisten oder hin und wieder alte Haushaltsgeräte ausmustern. „Der neue Kühlschrank ist ja so sparsam im Stromverbrauch, das glaubt man gar nicht. Die Stromrechnung fällt nun merklich geringer aus.“ Detlef Sundermann