Bild: Michael Schick

Hannelore L. ist eine lebenslustige Frau. Die 78-Jährige hat in ihrem Leben viel mitgemacht. „Bereits als Kind habe ich alle Krankheiten mitgenommen, die man so haben kann“, erzählt die Seniorin.

Masern, Scharlach und Diphterie hatte sie, in der Nachkriegszeit keine Kleinigkeiten. Ihre Mutter starb an Diphterie, als L. fünf Jahre alt war. Mit sechs Jahren verlor sie den halben Fuß aufgrund von Knochentuberkulose.

Ihre Kindheit verbrachte L. in Essen. Später heiratete sie den Besitzer eines Taxiunternehmens. Für ein paar Jahre fuhr sie Taxi für das Unternehmen, bis ihr Mann verstarb und L. auf den Schulden der Firma sitzen blieb.

„Als die Gläubiger kamen, bin ich geflitzt“, erzählt L. lachend. Sie floh mit ihren zwei Kindern nach Frankfurt, wohnte zunächst bei Bekannten und mietete später eine Wohnung unter dem Namen eines Freundes. Erst 16 Jahre später wurden ihr die letzten Schulden erlassen.

In Frankfurt begann L. als Kellnerin zu arbeiten. Lange Zeit jobbte sie in verschiedenen Gastronomien im Bahnhofsviertel, bis sie schließlich in einer Bar in der Moselstraße landete. „Besser wird es eh nirgendwo, sagte ich mir und blieb deshalb da.“ 20 Jahre bis zur Rente arbeitete sie schließlich in der Kneipe. Einfach war die Arbeit nicht. „Ich habe viele verrückte Sachen erlebt, die ich keinem erzählen kann.“ Oft sei die Arbeit sehr stressig gewesen. An vielen Abenden kam L. betrunken nach Hause. „Anders hätte ich das da gar nicht ausgehalten“, erzählt die Rentnerin lachend.

Dank ihres Schwerbehindertenausweises konnte L. dann mit Anfang 60 in Frührente gehen. Seitdem lebt sie alleine in ihrer Wohnung in Sachsenhausen. „Meine Söhne besuchen mich selten. Aber das macht mir nicht so viel aus. Man gewöhnt sich schnell an die Einsamkeit.“

Die 78-Jährige hat eine unheilbare Lungenkrankheit, nimmt viele Medikamente und kann kaum noch laufen. „Ich bin selbst schuld. Ich hab jahrelang geraucht“, erzählt L. „Nachher ist man immer schlauer.“

Trotz der Krankheit kann die Seniorin ihren Alltag noch größtenteils selbst bewältigen. Dennoch hilft die Altenhilfe der Rentnerin sehr. „Ich kaufe mir davon oft neue Klamotten oder Geschenke für mein Enkelkind.“ Generell ist L. glücklich mit ihrem Leben. „Nur jetzt in der Weihnachtszeit kriege ich manchmal meine emotionalen Momente. Vor allem, wenn ich an die Weihnachtsfeste in meiner Kindheit denke.“ Große Wünsche hat sie jedoch nicht. „Es wäre toll, wenn mein Sohn an Weihnachten zu Besuch kommt.“ prjb