Bild: Georg Kumpfmüller

Der 88-jährige Konrad S. ist in Namibia geboren und aufgewachsen. Er kam nach Deutschland, damit sein Sohn eine gute Ausbildung erhielt.

Konrad S. (Name geändert) kann auf ein abenteuerliches Leben zurückblicken, das vermutlich als Vorlage für einen Film taugen könnte. Aber einer ohne Happy End. Der 88-Jährige lebt als Rentner in Dreieich in bescheidenen Verhältnissen, die ohne die Grundsicherung im Alter noch deutlich schlechter wären.

Seinem Zungenschlag nach würde man seine Herkunft woanders als in Namibia verorten. „Mein Vadder stammt aus Hamburg-Altona“, erzählt er. 1907 kam der „Vadder“ als Ungelernter in Windhoek an, es gab dort schon Verwandtschaft. In einer Diamantenmine fand er zunächst Arbeit. Konrads Mutter erreichte das südliche Eck Afrikas 1928. „Sie floh vor der großen Depression aus Europa.“

Der Sohn ging auf die Deutsche Schule, lernte den Beruf des Bautischlers. Zu tun gab es nach der Ausbildung genug, zumal er auch noch Betonbauer lernte. „Es herrschte ein gewaltiger Boom. Ich baute Häuser, Straßen, Kanalisation und Brücken.“ Im ganzen Land kam er herum. „Der Lohn war gut, aber es gab keine Gewerkschaft.“ S. versuchte sich später in einer Kupfermine. Dort hatte er jedoch schon „nach vier Tagen die Nase voll“ .

Jeder hatte für sich im Krankheitsfall oder fürs Alter zu sorgen, so sei es gewesen. Konrad S. sicherte seinen Ruhestand mit einer privaten Rentenversicherung und pachtete Weideland, um Rinder zu halten. Letzteres erwies sich als wenig lukrativ. Auch weil er den Bestand nicht täglich im Blick hatte, was Viehdiebe ausgenutzt haben sollen.

Die Altersrückstellung über die Versicherung erwies sich ebenso als keine gute Wahl. „Ich habe hohe Beiträge eingezahlt, doch die Endsumme ist wegen des Währungsverfalls über die Jahrzehnte und der Schwäche gegenüber dem Euro kaum noch was wert“, sagt S. Vor 23 Jahren kam Konrad S. mit dem jüngsten seiner fünf Kinder nach Deutschland. „Der Junge wollte dort einen Beruf erlernen.“ Er war noch minderjährig und brauchte eine Begleitung.

S. nahm die deutsche Staatsangehörigkeit an, was wegen seines deutschen Vaters möglich war, und setzte sich samt Sohn ins Flugzeug. „Ich habe alles zurückgelassen, weil ich weiß, wie wichtig eine Ausbildung ist“ , sagt er. Die Ehe sei zu diesem Zeitpunkt ohnehin zerrüttet gewesen, die Scheidung stand bevor. 

„In Frankfurt habe ich gleich Arbeit bei einem Telefonbauunternehmen gefunden“, erzählt er. Zehn Jahre arbeitete er dort, bis zum Konkurs. Rentenansprüche habe er keine aus dieser Zeit.

Die Hände in den Schoß legen kann S. nicht. Mit 75 Jahren erledigte er noch für einige Zeit Hausmeister- und Handwerkertätigkeiten. Und selber heute würde er noch ab und zu dies und das reparieren oder bauen. „Die Maschinen im Keller sind zu laut, die stören die älteren Bewohner“, sagt er.

Für die Spende der FR-Altenhilfe hat Konrad S. bereits eine feste Verwendung. Eine Waschmaschine soll her, und wenn noch genug übrig bleibt, gönnt er sich eine Brille. „Die jetzige ist 15 Jahre alt.“ Detlef Sundermann