Bild: Rolf Oeser

Auch wenn Alwin D. (Name geändert) selbst nur wenig Geld über den Monat zur Verfügung hat: Manchmal kann er dennoch nicht an alten Bettlerinnen in Frankfurt vorbeigehen, ohne ihnen auch mal ein Zwei-Euro-Stück in den Becher zu legen.

„Es gibt viele Menschen in der Stadt, denen es schlechter geht als mir“, sagt der 76-Jährige. Er hat in seinem Leben wahre Höhen und Tiefen durchgemacht. „Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass mich meine Frau eines Tages verlassen würde“, sagt er. Das war vor mehr als 30 Jahren.

Dabei schien das Leben es gut mit ihm zu meinen. Die Eltern waren Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, in Essen ging er zur Schule und absolvierte eine Ausbildung als Karosseriebauer. Eine sichere Berufswahl. Alwin D. arbeitet bei großen Autoherstellern etwa in München, Stuttgart oder in Belgien. „Es war ein schönes Leben. Ich habe genug verdient, um auch meine Eltern unterstützen zu können“, sagt er.

Bei einem Besuch im Taunus lernte er seine Frau kennen. Er zog nach Frankfurt. Es wurde geheiratet, ein Sohn kam zur Welt. Die Trennung traf Alwin D. mit großer Wucht. Das Leben glitt ihm aus den Händen. „Ich bin danach zum Alkoholiker geworden“, sagt er.

Alles schien keinen Sinn mehr zu haben. Mit den aufkommenden Suizidgedanken sei dann aber die Wende gekommen. Er suchte und fand Hilfe bei den Anonymen Alkoholikern. „Seit gut 30 Jahren bin ich trocken“, sagt D. Seinen „Dank für „die gute Aufnahme bei den Anonymen Alkoholikern“ gibt er seit Jahren als ehrenamtlicher Betreuer in einem Gefängnis zurück.

Beruflich konnte Alwin D. nicht mehr Tritt fassen wie zuvor. Er war mal Ausfahrer für eine Apotheke, mal Fahrer für einen Friedhof. „Jetzt habe ich eine kleine Rente. Das ist auch richtig so, ich hätte anders leben sollen“, sagt er.

Im Groll blickt er jedoch nicht auf seine Lage. „Mit der Grundsicherung im Alter komme ich gut über die Runden. Ich habe gelernt, sparsam zu wirtschaften. Mein einziges Laster ist das Rauchen“, sagt D. 

Ein anderes „Laster“ musste er jüngst einschränken, auch wegen Corona: Schach spielen. „Ich habe keine Mitspieler mehr“, sagt er. Daher weiß D. auch schon, was er mit der Unterstützung dank der FR-Altenhilfe anfängt: „Ich versuche, mir einen günstigen Laptop zu besorgen, über den ich dann mit anderen Schach spielen kann.“ Detlef Sundermann