Bild: Michael Schick

„Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Es wäre unfair zum Leben, zu behaupten, man habe diesen und jenen Fehler gemacht. Das weiß man doch immer nur im Nachhinein“, sagt Joachim K. (Name geändert).

Manche Entscheidung ist dem gebürtigen Offenbacher jedoch später auf die Füße gefallen. Dazu gehört, dass der 70-Jährige heute in Altersarmut von kleiner Rente und Grundsicherung leben muss. Die FR-Altenhilfe lindert seine Bedürftigkeit seit fünf Jahren mit einer Spende. „Jetzt wird die letzte Rate für den kleinen Fernseher abgezahlt. Hose, Pullover, Unterwäsche und vielleicht noch ein paar Konserven kaufe ich mir vom Rest“, sagt K.. 

Er wuchs mit fünf Geschwistern auf. Die Familie zog früh nach Frankfurt, wo K. immer noch wohnt. Über seine Schulzeit findet er nur wenige positive Worte. „Mit neun musste ich auf die Sonderschule. Dort bin ich auf der Strecke geblieben.“ Dennoch findet er eine Ausbildungsstelle als Dreher. Nach Abschluss der Lehrzeit  stellt er in einer Frankfurter Fabrik Schleifscheiben her, obendrein qualifiziert er sich in dem Unternehmen weiter.

K. spricht mit Stolz von dieser Zeit. Sie sei schön gewesen, „bis die Probleme mit dem Alkohol aufkamen“. „Ich kann es mir heute nicht mehr richtig erklären, wie es dazu kam“, sagt er. Es seien wohl auch Schwierigkeiten bei der Arbeit gewesen.

K. wurde entlassen. Er bekam nach einer Weile eine zweite Chance im Lager, die ein Arbeitsunfall beendete. „Von da an war ich arbeitslos“, sagt K.. Bis zur Verrentung lebte er bei den Eltern, zuletzt mit dem Vater. Als dieser vor 15 Jahren starb, sei das ein Schock gewesen. „Ich stand zum ersten Mal auf eigenen Beinen“, so K..

Anfangs unterstützte ihn ein Betreuer. Seit gut zehn Jahren lebt K. autonom. Seit diesem Tag ist er auch trocken, ohne fremde Hilfe. „Ich habe damals zu mir einfach ,Nein‘ gesagt und seitdem keinen Alkohol mehr angerührt“, sagt er. Detlef Sundermann