Bild: Georg Kumpfmüller

Das Dasein als Hausfrau, Mutter von zwei Kindern und Ehefrau, die sich über Jahrzehnte für ihren chronisch kranken Mann aufopfert, kann im Alter zu Armut führen. Der Frankfurterin Annabelle K. (Name geändert) ist es so ergangen.

„Anfangs ging es uns sehr gut. Das Geschäft, das mein Mann von seiner Familie übernahm, lief prima“, erzählt die 65-Jährige. Ihre Familie war damals noch nicht lange in der Stadt. Wegen der Verwandtschaft in Wiesbaden siedelten ihre Eltern aus dem damals von der Mauer geteilten Berlin nach Frankfurt über.

Mit ein Grund sei auch gewesen, dass die Eltern NS-Verfolgte waren, nach Auschwitz deportiert worden sind und 1945 nach der Befreiung zu den wenigen Menschen gehörten, die das Vernichtungslager lebend verlassen konnten.

Nach der Hauptschule fing Annabelle K. keine Ausbildung an, sondern half zunächst im Haushalt der Eltern. Mit 20 Jahren heiratete sie und war bald mit zwei Töchtern verantwortlich für ihre eigene Familie. Alles lief, wie es laufen sollte. Der Ehemann, ein gelernter Kaufmann, führte das Teppichgeschäft erfolgreich.

Doch schon bald habe sich bei ihm eine schwere Niereninsuffizienz eingestellt, berichtet K. Die Krankheit führte auch zu einer erheblichen Beeinträchtigung für die Familie. Ihr Mann habe sich nicht mehr so intensiv um das Geschäft kümmern können. „Ich habe ihn drei Mal in der Woche zur Dialyse ins Klinikum gefahren“, sagt Annabelle K.

Auch finanziell ging es der Familie nunmehr nicht so gut. Es war für ihren Mann eine unvorstellbare Situation. „Aufs Sozialamt wollte er nicht gehen, um Unterstützung zu bekommen. Die Verwandtschaft hat uns dann geholfen“, sagt sie. „Nach dem Tod meines Mannes vor 15 Jahren musste ich Hartz-IV beantragen“, erzählt Annabelle K. Eine bittere Vorerfahrung auf den Renteneintritt.

„Heute muss ich mit Grundsicherung im Alter auskommen“, sagt sie. Das bedeutet, dass ihr rund 300 Euro im Monat für Lebensmittel und anderen täglichen Bedarf zur Verfügung stehen. Nach dem Tod ihres Vaters hat sie die pflegebedürftige, weitgehend bettlägerige Mutter in die Wohnung aufgenommen. „Ihre kleine Rente reicht gerade für die Miete.“

Zum zweiten Mal erhält Annabelle K. eine Spende der FR-Altenhilfe. „Das Geld ist für mich eine sehr große Hilfe“, sagt sie. Besondere Anschaffungen seien davon nicht geplant. „Es soll auf jeden Fall wieder mal ordentlich Lebensmittel eingekauft werden.“ 

Zudem ist sicher, dass die sieben Enkel mit einer Kleinigkeit bedacht werden. „Verzagen darf man an seinem Schicksal nicht, man muss sich durchs Leben durchschlagen“, hat K. zu ihren Lebensmotto gemacht. Detlef Sundermann