Bild: Christoph Boeckheler.

Für Florence B. (Name geändert) sind Ausgrenzung und Fremdenhass keine unbekannten Reaktionen von Mitmenschen, sie hat beides in ihren Kindertagen erleiden müssen.

Die 82 Jahre alte Frau kam in einem rheinhessischen Dorf zur Welt. Die Mutter war die Adoptivtochter eines Winzers, der Vater ein Franzose. „Im Dorf haben mich die Kinder wegen meines Vaters Herkunft gemieden“, sagt B.

Die Familie wurde zudem bald zerrissen. „Der Opa brachte meinen Vater über die grüne Grenze, um ihn vor den Nazis zu retten“, sagt die Seniorin, die heute in Wiesbaden lebt. Für B. brach danach eine schwere Zeit an. „Meine Mutter hatte mich wegen einer kleinen Behinderung an der Hand seit der Geburt gehasst. So wurde ich die Tochter meiner Oma“, erzählt sie.

Nach der Hauptschule und dem Tod der Großeltern gab es für B. keinen Grund mehr, im Ort zu bleiben. Die guten Schulnoten oder „Aufsätze, die immer mal wieder in der ,Allgemeinen‘ abgedruckt wurden“, hatten für B. ob der prekären familiären Situation keine Bedeutung mehr.

Als Dienstmädchen in einem Arzthaushalt fand sie eine Anstellung. Die Stelle habe sie jedoch wegen schlechter Bedingungen und „unerwünschten Annäherungen durch den Hausherrn“ nicht lange behalten. „Ich habe dann eine Lehre in einem Feinkostladen begonnen, die ich abbrechen musste, weil ich mir keine Schuhe leisten konnte, um dort hinzugehen“, sagt B.

Danach habe sie erst mal kein Zuhause gehabt. „Ich werde nie im Leben vergessen, als ich damals Heiligabend unter einem Fenster stand, den Braten roch und die Menschen in der Wohnung singen hörte“, sagt sie ergriffen.

Das Glück stellte sich für B. zwar später doch noch ein, aber nur kurz und verhalten. Die Ehe blieb kinderlos und nicht von Dauer. Eine richtige Berufsausbildung habe sie nicht mehr nachgeholt. Alleinstehend und nach einer Weile in Arbeitslosigkeit verdingte sie sich ihren Lebensunterhalt als Helferin in der Altenpflege.

Florence B. muss heute wegen ihrer geringen Rente von Grundsicherung leben. „In der Vergangenheit habe ich bereits zwei Mal Geld von der FR-Altenhilfe erhalten, was mir sehr geholfen hat“, sagt sie.

Das Geld sei stets für wichtige Anschaffungen verwendet worden. So will es B. auch diesmal halten. „Nach 13 Jahren ist mein Bett kaputt. Ich benötige dringend ein neues“, sagt sie. Detlef Sundermann