Bild: Georg Kumpfmüller

Musik war Dietrich S.s Leben und turbulent war es auch.

Er legte in Clubs Platten auf, war als Sänger und Gitarrist unterwegs und half mit, für die Großen im Musik-Business etwa die Bühne im Frankfurter Waldstadion aufzubauen. Den Knochenjob bezahlte er letztlich mit einem Unfall und einem Leben in Hartz IV.

Für Dietrich S. war eigentlich ein Dasein als Bäcker vorbestimmt. Aber der gebürtige Frankfurter pfiff nach der Lehre auf ein geregeltes Leben mit einem sicheren Einkommen und machte seine Leidenschaft zum Beruf. „In den 1970er Jahren arbeitete ich als DJ in Clubs“, sagt S.

„Sämtliche großen Läden in Frankfurt haben mich engagiert, wie das ‚Mackie Messer‘“, erzählt Dietrich S. Die Location ist mittlerweile selbst längst Geschichte. An Techno-Beats dachte damals noch niemand. „Ich legte Rockiges auf“, sagt der 73-Jährige.

S. wollte jedoch nicht bloß die Musik anderer Künstler:innen präsentieren, sondern ebenso seine eigene. Er habe englischsprachige Songs im Stil von Peter Maffay geschrieben und interpretiert, zunächst mit einer Band, dann als Duo, „als die Kneipen nicht mehr so viel zahlen wollten“. Durch ganz Hessen sei man getingelt.

Das Leben sei unstet gewesen, Beziehungen hätten darunter gelitten, sodass es nie zu einer Ehe kam. Aber auch das Einkommen wurde immer knapper. Ein zusätzlicher Job musste her. Dietrich S. heuerte als Roadie, als Aufbauhelfer bei Festivals, in der Region an, um besser über die Runden zu kommen – mit 40 Jahren und als Selbstständiger.

„Eines Tages kam es beim Aufbau zu einem Unfall. Dabei habe ich mir eine schwere Rückenverletzung zugezogen“, berichtet S. Mit einem Mal war Dietrich S. dauerhaft berufsunfähig.

„Mein Einkommen ist heute Grundsicherung. Das Zuhause ist ein kleines Appartement in einem Altenheim“, sagt er. So ganz mochte er jedoch anfangs von den alten Zeiten nicht loslassen. „Vor Jahren habe ich noch in einem Internetradio moderiert“, sagt S. Mittlerweile seien andere Erkrankungen hinzugekommen, damit sei auch die Kraft dazu versiegt.

Dietrich S. erhält bereits seit 2014 Zuwendungen von der FR-Altenhilfe. „Ich bin dankbar für das Geld“, sagt S. Zuletzt habe er das Geld für eine neue Matratze gespart. S. lässt es noch offen, wofür er diesmal die Zuwendung nimmt. „Vielleicht brauche ich es für die Gasrechnung“, meint er. Detlef Sundermann