Bild: Michael Schick

David B. lebt zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Frankfurt am Main und Asmara am Horn von Afrika.

„Meine Frau und die beiden Töchter sind in Eritrea und können nicht ausreisen“, sagt der 70-Jährige, der anderthalb Zimmer in einem Zeilsheimer Mietshaus bewohnt und mit rund 400 Euro im Monat zurechtkommen muss. Weil er gesundheitlich „okay“ ist, wird der Haushalt komplett in Eigenregie organisiert.

Mit Blick auf die Rentenhöhe von 340 Euro sind Grundsicherung und Altenhilfe zur Bewältigung des Alltäglichen notwendig. Eine Nachbarin habe ihn, so David B., auf das Altenhilfe-Programm aufmerksam gemacht. Seit zwei Jahren nutzt er „voller Dankbarkeit“ die Möglichkeit, etwas Geld auf die Seite zu legen. Geld, mit dem auch die Familie im fernen Afrika unterstützt wird.

Dort, in der eritreischen Hauptstadt, ist der gelernte Industriekaufmann aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ein Studium wird begonnen, kommt aber infolge der aufkeimenden Unruhen zu einem jähen Ende. „Sechs Jahre lang habe ich mich dann in der Freiheitsbewegung meines Heimatlandes engagiert.“ Als politisch Verfolgter beantragt David B. schließlich Asyl und reist 1980 in die Bundesrepublik ein.

Sein Weg führt nach Rödelheim und ins Verwaltungsgebäude der dort stationierten US-Truppen. Für zwölf Jahre arbeitet der Eritreer in der Abteilung Einkauf, verdient dabei „gut“. Mit dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte verändert sich die Situation, eine Umschulung ist angesagt. „Und mit einem Male war das Land meiner Herkunft frei.“

David B. kehrt zurück, stellt sich in den Dienst einer Firma, die auf „internationale Importe“ spezialisiert ist. Die Lage bleibt nicht lange stabil. Ist zunächst ein Pendeln zwischen Eritrea und Deutschland möglich, wird Frankfurt ab 2011 zum alleinigen Existenzort.

Der damals 59-Jährige findet keine Arbeitsstelle mehr. Dass sich in der Rhein-Main-Region einige Verwandte angesiedelt haben, ist für den Senior ein kleiner Trost.

Frau und Töchter nach Europa zu holen, erscheint als kaum lösbares Unterfangen. „Sehr schwierig.“ Die aktuellen Zustände in Asmara seien schlimm, die Leute rechtlos, es regiere der blanke Terror. Doch David B. hat die Hoffnung auf ein Wiedersehen noch nicht aufgegeben. Olaf Velte