Bild: Renate Hoyer

Die 66-Jährige hat schon jetzt klare Vorstellungen, was mit dem kommenden Altenhilfe-Geld zu tun ist: „Das muss ich mir zurücklegen für die nächste Gas- und Stromrechnung.“

Lea B., in Frankfurt-Bornheim zur Miete wohnend, muss streng kalkulieren – mehr als 200 Euro bleiben ihr pro Monat nicht. Sie versucht, den Sieben-Tage-Turnus mit knappen 50 Euro zu bestreiten. „Was nicht immer gelingt.“

Ein Löwenanteil der Rente samt Grundsicherung entfällt auf Miete plus Nebenkosten; im Kochtopf landet zumeist Günstiges. Dankbar nimmt die sich selbst versorgende Frau das Engagement der Altenhilfe in Anspruch, erwähnt die „außergewöhnliche Anschaffung“ eines neuen Betts, die Reparatur der maroden Waschmaschine. „Eine große Hilfe!“

In Sontra, wo Lea B. in den 1960er Jahren in einem „Zweifamilienhaushalt“ groß wird, sind die Zukunftsaussichten spärlich. „Es war sehr schwer, dort einen Job zu bekommen.“ Nach dem Abitur lässt sie sich in Eschwege zur Kosmetikerin ausbilden, beschließt die Lehre schließlich in Frankfurt. Dort, am Main, wird die Selbständigkeit angestrebt – „es ist nicht gut gelaufen, nach wenigen Jahren war Schluss“.

Auch die folgenden Tätigkeiten können die Altersvorsorge nicht gewährleisten. Die unverheiratete Frau arbeitet im Büro des Tierheims, am Schalter der Post, zuletzt an der Kasse des Zoos. Der Lebensgefährte stirbt, ihr bleibt ein Sohn, der bis heute die Wohnung mit ihr teilt. „Er ist arbeitslos.“ Kontakte sind rar geworden: „Viele meiner früheren Bekannten sind schon tot, zu meinem älteren Bruder ist die Verbindung fast erloschen.“

Zwei Schlaganfälle hat die 66-Jährige hinter sich, das Laufen fällt ihr nun schwer. Struktur in den Alltag bringen neben dem täglichen Kochen auch die Vorliebe für Krimis und das Genießen der 70er-Pop-Hits. „Vieles hört man noch immer gerne.“

Seit 46 Jahren im traditionsreichen „Bernem“ lebend, sind Lea B. die tiefgreifenden Veränderungen im Frankfurter Stadtquartier nicht entgangen. „Hier waren früher vornehmlich Arbeiter und Handwerker.“ Mittlerweile sei der Charme des Bodenständigen unwiderruflich dahin. „Und alles ist teurer geworden.“ Olaf Velte