Bild: Christop Boeckheler

„Bis zu meinem 28. Lebensjahr führte ich ein ganz normales Leben, dann wurde ich krank“ sagt Alice M. (Name geändert).

Nach einem Umweg über die Realschule, einer Ausbildung zur Arzthelferin und dem Abitur über den zweiten Bildungsweg neben der Arbeit konnte M. endlich mit ihrem geliebten Medizinstudium loslegen. Ihre psychische Gesundheit machte ihr jedoch einen Strich durch die ersehnte Zukunft. „Dauernd war ich wegen der Sache in der Klinik, so kann man einfach nicht studieren“, bemerkt sie zur Aufgabe.

Es sei ein Trauma, sagt M. zum Grund der Erkrankung, die die junge Frau nicht nur am Studieren hinderte. Sie habe dennoch eine Ausbildung zur Physiotherapeutin absolvieren können, sagt M.

Die Ehe, die kinderlos blieb, sei in die Brüche gegangen. Sie habe so sehr den Halt im Leben verloren, dass sie eine gewisse Zeit als Obdachlose ihr Dasein gefristet habe. Langsam fasste die Frankfurterin wieder Tritt. Sie erhielt eine Wohnung und eine Anstellung in einer Behindertenwerkstatt, wo sie viele Jahre arbeitete. „Das war eine harte Zeit“, sagt sie über ihre beruflichen Erlebnisse.

Zu ihrer kleinen Rente, einem Pflegegeld wegen einer altersbedingten Erkrankung, erhält M. noch Wohngeld. „Ich bin finanziell gut bestellt“, sagt sie bescheiden. Doch für kleine Anschaffungen fehlt ihr das Geld. Die 66-Jährige will sich von der Zuwendung der FR-Altenhilfe, die sie seit einem Jahr erhält, vor allem Bettwäsche und ein Paar Schuhe kaufen.

Auf jeden Fall soll noch etwas für zusätzliche Lebensmittel übrig bleiben. Gelegentlich bekoche man sich in der Nachbarschaft gegenseitig, sagt Alice M. Sie kümmere sich noch ehrenamtlich um alte Menschen in ihrer Wohnumgebung.

Es sind ihre einzigen Kontakte. „Ich bin ansonsten auf mich allein gestellt“, sagt sie. Früher sei das anders gewesen, da habe sie sich auch sehr in der Politik engagiert. Wehmut überfalle sie dennoch nicht, wenn sie manchmal an diese Zeit zurückdenke. „Ich trage alles mit Humor“, sagt M. Detlef Sundermann