Bild: Renate Hoyer

Die Verzweiflung ist kaum zu überhören. Nicht nur „unerträgliche Schmerzen“ setzen Magda V. fast täglich zu, sie kann auch nicht akzeptieren, „dass ich so abhängig geworden bin“.

Die sich selbst als „aktive und kämpferische Person“ bezeichnende 86-Jährige bezieht heute eine kleine Rente plus Grundsicherung – für das monatliche Dasein bleiben etwa 400 Euro übrig.

Ein im vorigen Jahr erlittener Schlaganfall – „für sechs Monate war ich weg von der Welt“ – hat nicht nur die ehrenamtliche Tätigkeit bei Oxfam unfreiwillig beendet, die aus Rumänien stammende Seniorin ist mittlerweile zudem auf eine Pflegerin angewiesen.

In wenigen Tagen wird sie sich einer Schmerztherapie mit Klinikaufenthalt unterziehen. Dass die Bewohnerin eines Seniorenheims in Oberrad noch ihren Kleinwagen steuern kann, wird als „eine dringende Notwendigkeit“ bezeichnet.

Langeweile und Einsamkeit, so die 1970 nach Deutschland Gekommene, kenne sie nicht. Ihre große Hilfsbereitschaft habe allerorts gute Freundschaften nach sich gezogen.

Als Kind erlebt Magda V. im heimischen Bukarest die Schrecknisse des Zweiten Weltkriegs: „Wegen der Bombardements sind wir Minderjährige für Monate in die Karpaten verschickt worden.“ Nach 1945 herrschen Hunger und Armut. Die junge Frau wird schließlich zur Sportlehrerin ausgebildet, heiratet einen Mann, der unbedingt nach Westdeutschland auswandern möchte.

„Ich wollte zu diesem Zeitpunkt nicht mit, war ja in Rumänien verwurzelt.“ Um dem Ehemann die Ausreise zu ermöglichen, muss sie in die Scheidung einwilligen. Nach drei Jahren Alleinsein folgt sie in die Bundesrepublik – „wo wir uns im Frankfurter Römer erneut das Jawort gegeben haben“.

Doch die Ehe hält nicht, 1973 erfolgt der endgültige, wiederum durch eine Scheidung besiegelte Bruch. Weil ihre Deutschkenntnisse „mangelhaft“ sind, kann Magda V. ihren Beruf nicht ausüben, arbeitet stattdessen in Tankstellen, Kiosken, Boutiquen. „All die Jahre habe ich aber meiner Familie in Rumänien geholfen.“

Ende der Siebziger heiratet sie einen Deutschen, der in Obertshausen ein Versicherungsbüro betreibt. Obwohl sie dort regelmäßig mithilft, werden keine Beiträge für die Rente entrichtet. „Es ist auch mein Fehler, dass es beim Altersgeld nicht reicht.“ Aber, so die kinderlos gebliebene Frau, sie brauche auch nicht mehr viel.

Seit 2023 wird die Frankfurterin von der Altenhilfe unterstützt. Mit der ersten Zuwendung habe sie sich eine Zugfahrt nach Limburg zu einer Freundin gegönnt. „Ach, ich bin so dankbar!“ Nun, da ihr Leben schwieriger geworden ist, vertraut die gläubige Seniorin auch Bruder Paulus von der Liebfrauenkirche – „ebenfalls eine sehr wichtige Stütze für mich“. Olaf Velte