Bild: Renate Hoyer

„Heute brauche ich das nicht mehr.“ Luzia M. blickt auf ein „buntes Leben“ zurück, erwähnt ihre früheren Reisen nach Indien, Amerika, Griechenland, nach Italien und Portugal.

Viel habe sie erlebt, so die 73-Jährige. Auch eine durch die Grundsicherung aufgebesserte Niedrigrente kann sie nicht aus der Ruhe bringen. „Mir bleiben im Monat 250 Euro für Nahrung und Körperpflege.“

Um über die Runden zu kommen, besucht die Wiesbadenerin einmal pro Woche die Tafel, kauft fehlende Artikel als günstige Angebotsware zu.

Die in einem sozial geförderten „60plus-Haus“ und auf 45 Quadratmetern wohnende Frau ist froh, ihren Haushalt noch komplett eigenständig bewältigen zu können. „Ich bin noch recht fit.“ Trotz zweier künstlicher Hüftgelenke.

1950 ist Luzia M. in Wiesbaden zur Welt gekommen, aufgewachsen, hat dort die Schulzeit mit dem Abitur abgeschlossen. Dem „spießigen Elternhaus“ entkommt sie nach Berlin, wo ein Studium der Germanistik vorzeitig abgebrochen wird.

„Danach habe ich tausend Sachen gemacht.“ Sie fährt Taxi, betreut Kinder in Privathaushalten, übernimmt mit Gleichgesinnten eine Buchhandlung. Langweilig ist es nie, jedoch stets von kurzer Dauer.

Im Alter von 37 Jahren entschließt sich die Ruhelose zu einer Gärtnerlehre. In Wiesbaden-Biebrich arbeitet sie als Friedhofsgärtnerin, schneidet Hecken, pflegt Wege und Gräber. Eine körperlich fordernde Arbeit, die noch vor dem 65. Lebensjahr mit der Erwerbsunfähigkeit endet. „Bezüglich des Altersgeldes kam jedenfalls wenig zusammen.“

Eine Ehe, in Berlin geschlossen und kinderlos geblieben, fällt nicht ins Gewicht: „Nach einem Jahrzehnt wurde ich glücklich geschieden.“

Heute genießt die 73-Jährige die Spaziergänge mit ihrer Hündin, die umgebende Natur und die „schönen Feste“ im Hundeverein. Auch die Hausgemeinschaft – „man besucht sich hier gegenseitig“ – ist eine feste Konstante.

In den eigenen vier Wänden werden „billig gekaufte“ Romane gelesen und ruhige Musikstücke mit Pop-Appeal als „Bereicherung des Alltags“ empfunden.

Luzia M., für die das Sozialkaufhaus eine wichtige Option darstellt, ist dankbar für die Oster- und Weihnachtsgabe der Altenhilfe. „Ganz toll und ungemein hilfreich.“

Der marode Kühlschrank konnte unlängst ebenso ersetzt werden wie die defekte Spülmaschine. „Auch der Kauf von gebrauchten Gerätschaften ist ohne die Altenhilfe nicht möglich.“

Im Hinblick auf das Christfest 2023 liefern sich zwei Wünsche derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. „Ein Drucker oder eine Matratze“, so die Wiesbadenerin. Olaf Velte