Christian und Lilly Ries von der gleichnamigen Mandelbrennerei vor ihrem Stand auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt. Die Familie gibt seit vielen Jahren viel Geld für die Altenhilfe. Bild: Monika Müller

Seine Großmutter Hilde Ries habe immer gesagt: „Ich helf’ den alte’ Leut’!“ Daran erinnert sich ihr Enkel Christian Ries noch sehr gut.

Das habe sie fortwährend gesagt – selbst als sie dann älter war als die Menschen, denen sie half. Für Hilde Ries war es eine Selbstverständlichkeit, sicherlich auch eine Herzensangelegenheit, denen etwas zu geben, die nicht so viel Glück im Leben hatten.

Christian Ries hat das Familienunternehmen der Mandelbrennerei übernommen und führt das Spenden im Sinne seiner Oma fort. „Es ist toll, dass wir Menschen hier vor Ort helfen können“, sagt er.

Der Mandelstand Ries ist in Frankfurt wohlbekannt. 1962 gründete der Großvater das Mandelgeschäft. Immer noch werden die klassischen gebrannten Mandeln nach dem uralten Familienrezept zubereitet.

Heutzutage sind Christian Ries und seine Frau Lilly auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt präsent, aber auch auf allen anderen hiesigen Volksfesten: Dippemess, Mainuferfest, Wäldchestag. Hinzu kommen Veranstaltungen jenseits der Stadtgrenze, etwa in der Wetterau oder in Stuttgart.

Auf dem Weihnachtsmarkt haben sie einen speziellen Standplatz an der Hauptwache, an dem sie Spenden für die FR-Altenhilfe sammeln dürfen. Dazu stehen zwei Spendendosen auf dem Tresen. „Die Leute gucken aber aufs Geld“, sagt Lilly Ries. Die Spendenbereitschaft sei zurückgegangen.

Mitunter seien die Leute sogar misstrauisch, ob das Geld auch wirklich ankomme. „Aber die Spenden kommen wirklich bei den alten Leuten an“, versichert die 33-Jährige. 53,13 Euro waren am Ende des Weihnachtsmarktes 2022 in den Spendendosen. Kein Vermögen, doch jeder Betrag helfe. Das Ehepaar Ries gab aber selbst noch 3500 Euro als Spende an die Altenhilfe weiter.

Wie viel die Großmutter im Laufe der Jahrzehnte spendete, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Damals, bevor die Politik die Zeil zur spendenfreien Zone erklärte, betrieb die Familie Ries immer wieder für sechs Monate einen karitativen Mandelstand auf der großen Frankfurter Einkaufsmeile. „Als Kind habe ich dort mitgeholfen“, erinnert sich der ebenfalls 33-jährige Ries.

Dadurch seien viel höhere Spendensummen zusammengekommen. Doch auch die Großmutter stockte den Betrag stets auf. So kam allein im Zeitraum von 1999 bis heute eine Summe von 189 903,13 Euro zusammen.

Auch Christian Ries hat versucht, Sondernutzungsflächen auf der Zeil zu bekommen, um mehr Geld für die Altenhilfe zu sammeln. Er wandte sich an die Politik und das Ordnungsamt – vergeblich. „Das ist sehr traurig.“ So bleibt es bei den zwei Dosen in der Weihnachtszeit und dem guten Herz des Ehepaars Ries.

Dass er die Tradition des Spendens fortführen würde, stand für den Enkel nie in Frage. „Diese alten Menschen haben viel geleistet und aufgebaut“, sagt er. Seine Frau ergänzt: „Sie haben Frankfurt zu dem gemacht, was es ist.“ Nun am Lebensende, wo sie nicht viel zum Leben haben, sollen sie etwas zurückbekommen.

Dass ihnen alte Menschen am Herzen liegen, haben die Ries’ auch in der Corona-Zeit gezeigt. Dort haben sie und einige Helfer:innen 500 Päckchen, unter anderem gefüllt mit Plätzchen, Magenbrot und Mandeln, zu älteren Menschen in das betreute Wohnen des Weißfrauenstifts gebracht.

„Es war schön, die leuchtenden Augen zu sehen“, erinnert sich Lilly Ries. Sie kann sich sicher sein, dass sich auch die bedachten Menschen der FR-Altenhilfe sehr über die Beihilfen freuen. Steven Miksch