Hans-Dieter Klein, der Vorsitzende der FR-Altenhilfe (Bild: Christoph Boeckheler)

Herr Klein, warum engagiert sich denn eine Zeitung in der Altenhilfe?
Vor 75 Jahren sagte Verleger Karl Gerold: Hier ist so viel Armut – wir müssen was tun. Nicht nur darüber schreiben, sondern auch helfen. Seither kümmern wir uns um alte Menschen in Frankfurt und Rhein-Main, die dringend Unterstützung brauchen.

Wie sieht das konkret aus?
Wir betreuen derzeit Seniorinnen und Senioren aus tausend Haushalten. Sie bekommen von uns an Ostern und Weihnachten jeweils 350 Euro, für Paare gibt es 500 Euro. Voraussetzung ist unter anderem, dass sie staatliche Sozialleistungen erhalten. Damit helfen wir jedes Jahr mit knapp 800 000 Euro. Natürlich unterstützen wir auch, wenn etwa mal die Waschmaschine kaputt geht oder eine neue Brille nötig wird. Besonders im Blick haben wir Ältere, die in einem Pflegeheim leben. Und wir fördern seit Jahren Projekte in der Stadt, wenn Geld übrigbleibt.

Was ist damit gemeint?
Da kommt etwa der Frankfurter Verband und sagt, wir haben im Stadtteil ein regelmäßiges Treffen von Senioren und Senioren, die wünschen sich Kaffee dazu und Strickzeug. Zuletzt haben wir ein Projekt der AWO unterstützt, das älteren Menschen hilft, in Bewegung zu bleiben. Oder in Wiesbaden ermöglichten wir einen Pavillon als Sonnenschutz bei der Diakonie. Als in der Corona-Zeit in den Seniorenheimen der Kontakt mit den Familien wegbrach, halfen wir mit technischen Geräten aus, die immerhin Videogespräche ermöglichten.

Zuletzt gingen jedes Jahr mehr als eine Million Euro an Spenden ein. Wie setzen sich denn die Beträge zusammen?
Die gut 1,1 Millionen Euro, die wir im vergangenen Jahr sammeln konnten, verteilen sich auf etwa 5600 Spenden. Der Durchschnittsbetrag von 200 Euro sagt aber wenig aus. Der überwiegende Teil sind kleine Spenden von Einzelpersonen. Größere Beträge, etwa von Unternehmen oder Stiftungen, machen nur etwa zehn Prozent aus.

Was sagt man den Spenderinnen und Spendern, die an die Altenhilfe denken? Die vielleicht auch schon seit vielen Jahren verlässlich Geld geben?
Ich bin da demütig und wirklich von Herzen dankbar für jeden Euro, den wir bekommen. Über jede Spende sind wir sehr dankbar. Es gibt viele, die uns seit Jahren unterstützen. Da kann man gar nicht oft genug Danke sagen.

Sie sind der Vorsitzende der Altenhilfe. Wie lange sind Sie persönlich denn schon mit diesem Projekt verbunden?
Ich habe 1992 bei der Rundschau angefangen und bin auch Anfang der 90er bei der Altenhilfe aktives Mitglied geworden. Ich stand dann auf der Zeil, war ein grüner Nikolaus und habe das Zelt und die Tonanlage organisiert. Viele Jahre später ging es dann um formale Dinge – wie eine neue Satzung, die die Altenhilfe zu einem eigenständigen Verein machte. Da begann auch meine Zeit als Vorsitzender.

Da haben Sie sicher viel erlebt.
Es gab immer wieder tolle Überraschungen. Große Erbschaften, wo wir plötzlich eine Eigentumswohnung samt BMW-Cabrio hatten. Vor ein paar Jahren haben wir ein Haus in Hanau geerbt. Solche besonderen Einnahmen sind in jüngster Zeit sehr wichtig geworden.

Was meinen Sie damit?
Wir stellen fest, dass die Anzahl der Spenden sinkt. Das hängt sicher mit der sinkenden Zeitungsauflage zusammen. Wir sind halt nur über die Zeitung vertreten. Für Werbung jenseits der Frankfurter Rundschau bräuchte man mehr Personal – und das kostet wieder Geld. Wir stellen fest, dass es jedes Jahr so 200 bis 300 Spenden weniger werden. Dennoch schafften wir es auch im vergangenen Jahr, die Millionen-Schwelle zu überschreiten.

Welche Auswirkungen hat die zurückgehende Spendenzahl?
Wir konnten in diesem Jahr nicht alle Projekte, die wir sonst mit Geld bedacht haben, unterstützen. Das tut uns sehr leid. Aber man kann nur das ausgeben, was man hat. Wichtig sind zunächst unsere Seniorinnen und Senioren, die wir direkt betreuen.

Seit 75 Jahren gibt es die Altenhilfe. Eine wirklich lange Zeit. Was für Worte findet man, wenn man mal inne hält und auf diese Zeitspanne zurückblickt?
Schon beeindruckend, dass Karl Gerold 1949 festgestellt hat, dass es viele, meist ältere Menschen gab, die in Armut lebten. Schon damals beim ersten Spendenaufruf kamen viele Geld- und Sachspenden zusammen. Und er hat das kontinuierlich weitergeführt. Über all die Jahre konnten wir zahlreichen Seniorinnen und Senioren helfen. Und dabei auch eine große Unterstützung aus der Stadtgesellschaft erfahren. Da kamen die Oberbürgermeisterin oder der Oberbürgermeister, da waren Liesel Christ und Schauspieler vom Volkstheater. Da tauchte Margit Sponheimer auf und, und, und. Also viel Prominenz, und alle sagten, sie unterstützen uns.

Die Altenhilfe der FR organisiert auch Veranstaltungen – auch um etwas gegen die drohende Einsamkeit zu tun. Was steht da auf dem Programm?
Wir haben über viele Jahre eine Schifffahrt auf dem Main angeboten und eine Weihnachtsfeier im Frankfurter Nordwestzentrum. Diesmal entschieden wir uns für eine Veranstaltung im Dezember in der Frankfurter Volksbühne. Dort steht der „Zauberlehrling“ auf dem Programm. Und im kommenden Jahr geht es ins Theater Höchst – dort erwartet Seniorinnen und Senioren ein toller Varieté-Nachmittag.

Interview: Steven Micksch